Oxford-Studie belegt Wirksamkeit von VR-Therapie bei der Behandlung von Höhenangst

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Virtual Reality findet zur Angstbekämpfung im therapeutischen Rahmen verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. So wird die virtuelle Expositionstherapie bereits zur Behandlung von Flugangst, Spinnenangst oder sozialen Phobien eingesetzt, während das Einsatzfeld kontinuierlich erweitert wird. Die Wirksamkeit dieser Methoden wird zum aktuellen Zeitpunkt fortwährend in Studien untersucht. Erste Ergebnisse präsentiert die Oxford-Universität, welche in einer empirischen Studie freiwillige Teilnehmer/-innen mit diagnostizierter Akrophobie der VR-Therapie mit spezieller Software und einer HTC Vive aussetzten. Die Ergebnisse weisen zahlreiche positive Effekte auf.

Oxford-Studie – Die Wirksamkeit von VR-Therapie bei Akrophobie

Der Psychotherapeut Dr. Daniel Freeman leitete die Studie “Automated pychological therapy using immersive virtual reality for treatment of fear of heights”. Darin wurde die Effektivität kognitiver Interventionsmaßnahmen bei Akrophobie (Höhenangst) innerhalb der Virtual Reality untersucht. In der VR-Software führt ein virtueller Coach durch die Angst auslösenden Situationen ohne einen menschlichen Therapeuten.

Die Versuchspersonen wurden randomisiert per Stichprobe aus einer Anzahl von 100 verfügbaren Personen über 18 Jahren gezogen, die durch eine Radiowerbung für das Experiment akquiriert wurden. Dabei wurden 49 Personen ausgewählt, welche innerhalb des Fragebogens Heights Interpretation Questionnaire eine ausgebildete Akrophobie besaßen. Diese Teilnehmer/innen erreichten mehr als 29 Punkte im Test Score und wiesen dadurch ein moderates Krankheitsbild auf. Die Versuchspersonen wurden randomisiert und gleichmäßig einer Kontrollgruppe und einer Interventionsgruppe zugeordnet. Die Interventionsgruppe erhielt in sechs Sitzungen, zwei bis dreimal pro Woche eine 30-minütige VR-Therapie in einem Zeitraum von zwei Wochen. Die Kontrollgruppe wurde mit traditionellen Therapiemethoden behandelt.

Insgesamt 49 Personen setzten sich demnach innerhalb des Testzeitraums den VR-Sitzungen aus. Diese wurden mit einer HTC Vive ausgestattet und führten die VR-App Now I Can Do Heights aus. Darin wurden die Versuchspersonen verschiedenen Angst auslösenden Situationen sowie Aufgaben ausgesetzt. Innerhalb der Sitzungen wurde den Betroffenen der virtuelle Coach vorgeführt und es wurden Informationen über die Höhenangst sowie kognitive Behandlungsmethoden vermittelt. Dabei konnten die Teilnehmer/innen interaktiv agieren und Fragen über ihre Hauptängste beantworten. In Form einer Skala von 1 – 10 konnten sie angeben, inwiefern sie davon ausgehen, dass die Angst auslösenden Situationen eintreten könnten und wie hoch die Angstwerte dabei sind.

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Now I Can Do Heights

Basierend auf den Angaben wurden die Versuchspersonen in unterschiedliche Aufgaben geführt. Dazu zählt das Laufen auf Planken über simulierten Hochhäusern, das Retten einer Katze von einem Baum oder das Spielen eines Musikinstruments auf einem Hausdach. Dabei wurden sie vom digitalen Coach begleitet, der empathisch auf die Betroffenen einwirkte, Lern- und Therapieziele aufzeigte und Feedback gab. Am Ende einer Session wurden erneut die entsprechenden Skalawerte in einer sicheren Umgebung erfasst. Die Sitzungen wurden abgespeichert, sodass die Teilnehmer/-innen stets an der Stelle fortsetzen konnte, an der sie zuletzt aufgehört haben.

Die Ergebnisse zeigen positive Effekte bei der Reduzierung von Höhenangst durch einen virtuellen Coach in der Virtual Reality. So weisen die Personen in der Interventionsgruppe mit VR-Behandlung eine deutliche Reduzierung der Werte innerhalb der Skala des Fragebogens im Vergleich zur Kontrollgruppe auf. Bis zu 75 % weniger Punkte wurden teilweise erzielt, was für einen deutlichen Erfolg spricht. Auch bei Patienten mit schwer ausgeprägten Symptomen wurden teilweise bis zu 25 Punkte weniger innerhalb des Scores erfasst. Insgesamt waren zudem das Interesse und die damit verbundene Motivation an der Therapieform extrem hoch. Auch in einer Follow-up-Untersuchung konnten diese Ergebnisse weiter bestätigt werden.

Die Testleiter interpretieren die Ergebnisse als Erfolg. So könnte automatische VR-Therapie mit oder ohne Einfluss eines menschlichen Therapeuten große Einflüsse auf klinische Behandlungsmethoden haben. Insgesamt offenbart sie zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten in der Behandlung von mentalen Krankheiten. Die Vorteile der virtuellen Behandlungsform finden sich unter anderem in der geringen Hemmschwelle der Patienten. Diese trauen sich in der sicheren, digitalen Umgebung deutlich eher an die gefährlichen Situationen heran ohne konstante Angst zu erleben.

Weitere Studien sollen innerhalb des Bereichs fortgesetzt werden, um die Anwendungsmöglichkeit im klinischen Bereich weiter zu untersuchen.

(Quelle: Freeman, Daniel & Co (2018): Automated psychological therapy using immersive virtual reality for treatment of fear of heights: a single-blind, parallel-group, randomised controlled trial. In: Lancet Psychiatry. Vol. 5, p. 625-32)

Last modified: 1. Juli 2020

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